Der Sommer war kalendarisch noch nicht vorbei, als wir uns wieder in aller Frühe trafen, um nordwärts zu den Pelikanen zu fahren, aber der Herbst hatte seine Vorboten in Form von Nebel und Regenschauern schon mal losgeschickt.
Wir sind aber pünktlich angekommen und freuten uns, dass das Treffen in diesem Jahr wieder ohne Maske und Beachtung von Abstandsregeln möglich war.
Als Gäste hatten sich Marlies und Sven auf den weitesten Weg gemacht, aber auch Aue war vertreten. Leider hatte sich jedoch sonst keiner von den Meisterklassestenografen ins Auto gesetzt oder die letzte Chance genutzt, mit dem 9-Euro-Ticket anzureisen, sodass die Ansage in dieser Klasse eine einsame Angelegenheit war.
Das Rahmenprogramm zum Pelikanschreiben führte uns in den letzten Jahren immer mehr oder weniger weit vor die Tore der Stadt. Dieses Mal war die Fahrt nicht so lang, da wir das örtliche Heimatmuseum besichtigen wollten. Das klingt ja erst einmal recht unspektakulär, aber zu Beginn der Führung wurde uns gleich selbstbewusst versichert, dass wir hier im 2006 neu eröffneten Haus das schönste Heimatmuseum überhaupt zu sehen bekommen würden. Die Palette der Exponate - insgesamt sind es wohl 12000 - war wirklich groß und reichte von den Resten der alten Burg über Zeugnisse zum Bierstreit und dem Kriegsgefangenenlager bis hin zu Rudi Dutschkes Pullover und den Wendejahren. Und ich wette, dass unsere Museumsführerin zu wirklich jedem Zeugnis der Vergangenheit eine ebenso unterhaltsame wie wissenserweiternde Geschichte hätte erzählen können. So vergingen die anderthalb Stunden wirklich schnell und haben gezeigt, dass die Vorurteile gegen die kleinen Ortsmuseen nicht immer berechtigt sind. Dass hier drei Luckenwalder Stenografenvereine (Gabelsberger, Stolze-Schrey und Nationalstenografie) aufgelistet waren, zeigte die Vielfalt auf diesem Gebiet Anfang des 20. Jahrhunderts.
Dann ging’s zum Finanzamt, aber nicht, um noch eine Steuererklärung nachzureichen, sondern weil in der dortigen Kantine der Kuchen für uns frisch gebacken worden war. Den ließen wir uns schmecken, bevor dann die Urkunden für die Besten des Vereins und unter den Gästen verteilt und verschiedene Jubilare geehrt wurden. Die Schnapsgläser und Bierflaschen hatten wir im Museum gelassen, sodass nur mit Kaffee auf die guten Leistungen angestoßen werden konnte, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten, bei dem zum Glück nur auf den ersten Kilometern Sturzbäche vom Himmel fielen.
Vielen Dank an alle, die dieses traditionelle Schreiben - es war das 30. - wieder so mustergültig organisiert haben.