Aus Anlass unserer Wettschreiben lernt man immer wieder mal neue Orte kennen. Das war auch der Fall, als Apolda zum Austragungsort für das diesjährige Bundespokalschreiben gewählt wurde. Im Dreieck zwischen Weimar, Jena und Naumburg eigentlich zentral gelegen, hat es so ein kleines Städtchen trotzdem schwer, die Touristenströme auf sich zu lenken. Aber zu entdecken gibt es ja immer etwas. Außerdem wären wir für das erste zentrale Wettschreiben seit den Seniorenmeisterschaften 2019 wahrscheinlich auch in ein 100-Seelen-Dorf an der holländischen Grenze gefahren 😉
Weil sich das zuletzt bewährt hat, wurde auch hier wieder ein zentral gelegenes Hotel gewählt, in dem wir wettstreiten und danach feiern konnten. Das “Hotel am Schloß” - das ß ist hier standhaft geblieben - bot uns so kurze Wege. Dass der Raum, der fürs Stenografieren zur Verfügung stand, für uns in Bezug auf Akustik und Licht nicht die besten Bedingungen bot, war zwar nicht schön, aber mit solchen Kompromissen muss man dann wohl zurecht kommen. Dafür war der Text recht gut schreibbar, hatte dann beim Wiederlesen doch seine Tücken. Oder lag das etwa vielleicht an uns?
Nach dem Korrekturlesen war dann Zeit, sich auch einmal das Städtchen anzusehen. Für mich waren vor allem das Glockenmuseum und das Kunsthaus die Anziehungspunkte. Im ersten Museum war neben allem, was man über die Glocken wissen muss, die den Namen der Stadt in länger vergangenen Zeiten überallhin in die Welt getragen haben, auch etwas über die langjährige Strickwarenproduktion zu erfahren, die in DDR-Zeiten den Ruf der Stadt bestimmten - neben den Filinchen natürlich. Am Emotionalsten für mich war dort aber die Sonderausstellung über die vielfältigen künstlerischen Aktivitäten John Lennons, die vor Apolda in Seoul gezeigt wurde und meine Erinnerungen ein paar Jahrzehnte zurückschweifen ließ.
Aber noch beeindruckender fand ich die Hundertwasserausstellung im Kunsthaus, für deren Farbenpracht und Formenvielfalt sich das - wegen großen Andrangs längere - Warten vor der Tür wirklich gelohnt hat.
Abends fanden wir uns wieder im Hotel ein, um das Buffet zu genießen und zu erfahren, wie die beiden Mannschaften unseres Verbandes abgeschnitten haben. Die Computerschreiberinnen waren nur zu dritt angereist und hatten so von vornherein keine Aussicht auf vordere Plätze, waren aber mit ihren Leistungen letztlich wohl ganz zufrieden. Für uns vier mit den Stiften hat das Warten länger gedauert, weil erst fünf Mannschaften vorher aufgerufen wurden, bis wir uns darüber freuen konnten, dass es in diesem Jahr sogar für den zweiten Platz gereicht hat.
So sind wir also am nächsten Tag zufrieden wieder heimwärts gefahren und kennen jetzt eine Stadt mehr. Nur, dass ich im Thüringischen nirgendwo einen Bratwurststand finden konnte, hat mich dann doch etwas enttäuscht 😒